Oh, dankeschön!
Wo soll ich anfangen? Das ist ja alles schon ziemlich lange her....
Meine Trockenheit geht ja fast synchron mit meiner Partnerschaft, & die hat sehr viel mit meiner Empathiefähigkeit, vor allem aber mit damit zu tun, überhaupt erst in der Lage zu sein, die eigenen Bedürfnisse als solche wahrzunehmen.
Da ich, geprägt durch meine Erziehung, sehr früh gelernt habe, sämtliche Probleme des Lebens mit mir selbst auszumachen, war ich gleichzeitig natürlich nicht in der Lage, andere mit ihrem Gefühlsleben angemessen einzuschätzen. Fast alles wurde dem äußeren Zwang untergeordnet & bewertet; was darüber hinaus möglich war, "gönnte" man sich. Alkohol war beim "Gönnen" das alltägliche & stets verfügbare, & es war scheinbar kein Problem, das Trinkverhalten dem Alltag anzupassen.
Die Ahnung, dass mit meinem Trinkverhalten etwas nicht stimmte, hatte ich schon früh in den 90ern, den Änderungsbedarf erkannte ich etwa fünf Jahre später zum Ende der Dekade. Richtig als Alkoholiker schätzte ich mich seit Anfang des Jahrhunderts ein, & als im Jahre 2006 eine Kollegin mir wegen meiner Alkoholfahne den Dienst nicht übergeben wollte, habe ich diese Zäsur zum Anlass für den Ausstieg genommen.
Eine Therapie hatte ich schon im Jahre 2004, & da war das Thema Alkohol recht bald vordergründig, wenn es sich auch nicht um eine Entwöhnungstherapie handelte.
Die Zweifel an meiner Therapiefähigkeit ist wohl zum einen dem Erfolgszwang zu verdanken, mit dem man so etwas angeht, als auch die schon erwähnte Art, meine Probleme mit mir selbst ausmachen wollen. Daraus resultiert nämlich eine gewisse Ungeselligkeit meinerseits, die ich bis heute nicht so recht abgelegt habe & die mir in der von Gruppendynamik geprägten Entwöhnungstherapie so einiges abverlangte & mich zuweilen verzweifeln ließ. Mein Bezugstherapeut machte dann auch mit mir recht viele Einzelgespräche & spülte mich in Empathiefragen gewissermaßen weich.
Da mein Freizeitverhalten vor allem durch Isolation geprägt war, trat ich einer Kulturlosbude bei, in der mehr oder weniger unregelmäßig zwei Eintrittskarten zu irgendwelchen Veranstaltungen zugelost wurden. Da waren dann auch Opernkarten bei, & so bin ich zu meiner Ehefrau gekommen (

) - & hatte auf 1x Familie.
Seitdem ist mein Weg mit dem von Aurora weitgehend identisch. Ich habe bis heute ein sehr zwiespältiges Verhältnis zur Familie, merke ich doch recht genau, was das z.B. mit meiner Frau machen kann.
Aber ich bin empathisch geworden & kann dadurch alles in entsprechendem Licht sehen, auch wenn ich sehr dazu neige, mich meiner Frau wegen manchmal ziemlich zu verbiegen. Aber da fängt der "gesunde Egoismus" auf anderer Ebene statt.
Die Baustelle schließt sich niemals, & ich werde wegen meiner Sucht auch immer "emotional behindert" bleiben, aber ich glaube, das bekomme ich meistens ganz gut in den Griff, & wenn nicht, habe ich ja einen Blindenhund in Gefühlssachen.
