'Guten Morgen,
vielen Dank, für Deinen Bericht, wie es bei Dir mit dem Rückfall oder Rückfällen abgelaufen ist. Ich finde das sehr wichtig. Es ist zwar erschreckend zu lesen, weil man im ersten Moment denkt "Was? Das kann doch gar nicht sein", aber genau SO hat es mir immer meine Therapeutin erklärt, dass genau DAS eben passieren kann. Dass es unüblich ist, weil es meistens geplant ist, aber sie kannte von ihren Patienten auch Geschichten, die genau so abliefen, wie Deine. Einen Mann hab ich mal in der Gruppe kennengelernt, der dort nach weit über 20 Jahren ankam, weil ihm ein Rückfall so wie von Dir beschrieben passiert ist. Er benutzte übrigens genau das gleiche Wort. Es sei MECHANISCH abgelaufen. Ich finde es wie gesagt wichtig, da diese Art Rückfall ja eher nicht so das ist, was man im Kopf hat, wenn man an einen Rückfall denkt, dass davon berichtet wird.
Meine Therapeutin meinte immer zu mir, ich solle mir in so einem Fall verinnerlichen, dass ich MEHRERE Chancen habe, einen Rückfall zu verhindern. Sie beschrieb nämlich genau die Situation, wenn die Flasche wie mechanisch im Einkaufswagen landet. Da hat man bereits die erste Möglichkeit STOP zu sagen. Der Rückfall ist noch nicht vollzogen, man kann sie immer noch zurückstellen. Dann ist da die Kasse. Auch da hat man noch die Möglichkeit STOP zu sagen und sie im Laden zu lassen. Auf dem Partkplatz kann man sie noch entsorgen. Die nächste Möglichkeit ist, dass man sie noch aus dem Auto werfen kann (nicht toll, aber geht notfalls auch

). Sie meinte immer, selbst wenn die Flasche es bereits in die heiligen Wände nach Hause geschafft hat, kann man immer noch aussteigen. Man kann sie immer noch entsorgen und selbst wenn sie schon offen vor einem steht und das erste Glas vor einem steht, kann man immer noch STOP sagen und sie wegkippen und das Glas ebenfalls. Das erste Glas stehen lassen sozusagen. Bis man dort angekommen ist, ist ein weiter und langer Weg mit vielen Möglichkeiten, auszusteigen. Sie sagte mir öfter, dass wir das unbedingt verinnerlichen sollen. Weil ihr oft gesagt wurde, dass die Flasche im Einkaufskorb gelandet war, weil man kopflos und mechanisch reagierte und dass dann viele hinterher sagten: "Und dann hatte ich sie ja eh und der Rückfall war vorprogrammiert". Sie wollte halt darauf hinaus, dass es immer noch Möglichkeiten gibt, eine Fehlentscheidung vor dem Trinken wieder umzukehren.
Entschuldige, dass ich Dein Tagebuch nun missbraucht habe, für diese Gedanken meiner Therapeutin, weil es bei Dir ja nun einmal anders abgelaufen ist und zum Rückfall kam. Aber es passte hier gerade ganz gut rein....
Toll ist jedenfalls, dass Du hier her gefunden hast und wieder aufhören willst. Ich finde es wie gesagt immer erstaunlich, wenn jemand schon so lange trocken war und dann so etwas passiert. Aber es hält einen in der Realität. Danke dafür.
Cadda