Genau das ist es. In der Vergangenheit hat das nämlich sehr gut geklappt. Es ist schon so, dass ich auf den ganzen aufgezählten Mist und noch mehr keine Lust mehr habe. Es liegt auch in meiner Hand da etwas gegen zu tun. In der letzten Zeit hatte ich keine Probleme mit „punkt, aus, basta“, weil ich das alles nicht an mich ran gelassen habe. Nicht meine Baustelle. Und das war noch nicht mal mehr groß mit Anstrengung und Eigenüberzeugung verbunden, sondern fing schon ein wenig an sich normal anzufühlen, so ganz ohne Gewissenbisse.So wie ich das jetzt heraushöre ist das was dich am meisten beschäftigt nicht das gespräch mit deiner mutter an sich, sondern das dich dieses gespräch noch so runterzieht. Gerne wärst du aus dem krankenhaus gegangen mit dem gedanken „ihre meinung, ihr leben punkt aus basta“ und damit wäre die sache für dich erledigt gewesen.
Doch irgendwo scheine ich etwas übersehen zu haben, sonst hätte mich das Gespräch nicht so runter gezogen. Sonst wäre ich nicht wieder einmal kalt von hinten erwischt worden und hätte mich da rein ziehen lassen obwohl ich wusste, dass es nichts bringen würde. Inzwischen weiß ich auch wo das Unheil seinen Lauf genommen hat. Ich hätte genau an der Stelle mich nicht weiter dazu äußern sollen und der Besuch wäre wahrscheinlich ganz anders gelaufen. Nur ich habe es nicht erkannt bzw. mein inneres Stoppschild übersehen. Ich hätte es besser wissen müssen.
Ich habe meine Meinung, zu der stehe ich und wenn es angebracht ist sage ich sie auch. Auch solche Dinge wie gestern, da muss sie dann mit leben, genauso wie ich damit leben muss, dass sie nicht aufhört zu trinken. Nur war es gestern nicht angebracht, es war der falsche Zeitpunkt, passte nicht, war irgendwie in die Situation reingepresst, weil ich es loswerden wollte, weil ich nicht wieder mal das Gleiche hören wollte. Statt genau das zu sagen oder entsprechend zu handeln, habe ich mich reinziehen, in eine Ecke drängen lassen. Ich war nicht mit mir im Reinen und deshalb konnte ich nicht loslassen und über der Sache stehen und wie sonst sagen, nicht meine Baustelle.
Das war und ist es zum Teil noch was mich runter zieht, mich ärgerlich auf mich selbst macht. Ich habe mich in die Ecke drängen lassen und zugelassen, dass sie die alten bekannten Knöpfe gedrückt hat und ich mit meinem schlechten Gewissen und dem Gefühl von Schuld da stand. Dann stehe ich da, fühle mich nicht wie 38 sondern wie 8 und will nicht das meine Mutter böse auf mich ist und mich lieb hat. Ich sehe diese Mechanismen, ich fühle sie und doch manchmal kann ich mich einfach nicht dagegen wehren und das Gummiband ist zum Zerreißen gespannt.
Ich kenne das Spiel lange genug, habe lange mitgespielt, es selbst gespielt. Ich müsste es besser wissen, nicht mehr mitzuspielen, mich gar nicht mehr auf’s Spielfeld stellen lassen und das ist mir gestern nicht gelungen und daran knapse ich ganz gewaltig. Ich sollte über der Sache stehen und war bisher der Meinung, dass das klappt und ich den für mich richtigen Weg gefunden habe. Doch warum ist mir die Chose gestern wieder um die Ohren geflogen?
Habe ich nur etwas übersehen, verlange ich zuviel auf einmal von mir, war es ein Stolpern auf dem richtigen Weg oder bin ich vollkommen auf dem Holzweg? Ich weiß es im Moment nicht. Vielleicht läuft es doch auf das was Lavendel gesagt hat hinaus, aber damit bin ich noch nicht durch. Wenn das der Weg ist, werde ich ihn gehen, aber davon muss ich dann auch überzeugt sein. Also werde ich weiter überlegen und wieder aufmerksamer mir selbst
gegenüber sein, mich genau beobachten und dann werde ich sehen. Ich habe erstmal eine Menge nachzudenken die nächste Zeit.
Einen lieben Gruß und gute Nacht von der weiter sehr nachdenklichen
Skye