Hallo Sorra,sorra hat geschrieben: ↑07.10.2018, 14:28Was mir vorallem aufgefallen ist, ist wie einstimmig der Co-Abhängige als Opfer/Unterworfene/devote Teil der Krankheit von beiden "Seiten" gesehen wird. Dazu möchte ich hier einen zusätzliche Perspektive beisteuren, denn ich sehe das überhaupt nicht so:
Ich war/bin in Therapie und mein älterer alkoholkranker Bruder war ein großes Thema. Ich muss sagen, dass ich nie sein Suchtverhalten gedeckt o.ä. habe. Als ich meiner Therapeutin von dem Problem erzählte und schilderte wie ich ihm zu "helfen" gedenke, und nach Lösungen fragte, war sie außer sich.
Sie hat mich geradezu angeschrien, ich sei komplett größenwahnsinnig zu denken, ich könnte ihn "heilen", ohne überhaupt irgendeine fachliche Kompetenz in diesem Bereich zu besitzen. Was ich mir einbilde, wer ich bin, dass ich Menschen retten kann, als wäre ich Gott. Dass es kein Wunder ist, dass mein Bruder abblockt, da es unausstehlich ist, wenn Leute denken, sie wissen alles besser und einem erzählen was sie zutun haben. Woher ich mir das Recht nehme zu wissen, was gut für ihn ist und wie er sein Leben zu leben hat. etc.
Kurz, die Sitzungen waren nicht sehr angenehm.
Ich finde die Funktion des Co-Abhängigen teilweise sehr dominant und sehr überheblich. Denn er stellt sich über den Alkoholiker und nimmt sich heraus, zu wissen was falsch und richtig ist. Im Endeffekt möchte man das Tun des Alkoholikers kontrollieren und steuern wollen. Man möchte ihn zwingen können, nie mehr zu trinken. Am liebsten sein Leben bestimmen. Natürlich ist der Alkoholiker manipulativ, aber ich denke, dass der Co-Abhängige das auch ist. Es gleicht einem Machtkampf.
Zumindest ist das meine Erfahrung.
das ist durchaus eine interessante Interpretation. Letztlich formulierst du es aber auch schon selbst, dass dieses Unterfangen utopisch ist und sich zum Ende doch die Unterwerfung durch die Einsicht der völlig nutzlosen Bemühungen durchsetzt. Sicherlich mag es eine gewisse Macht für den Augenblick sein, einen Menschen scheinbar kontrollieren zu können oder es zumindest zu glauben, aber wie diese Geschichten enden, lässt sich hier in fast jedem Fall klar definieren. Es ist keine echte Dominanz.
Grüße