Ich kann mir diese Situation sehr gut vorstellen! Solche belastenden Ereignisse aufzuarbeiten ist schwer und auch belastend.Danach war ich auf jeden Fall total aufgewühlt und trotzdem gleichzeitig völlig erledigt.
Kaum draussen, überkam mich ein recht starker Drang nach einer Zigarette, obschon ich nicht mehr rauche und auch das Verlangen nach Alkohol.
Wenn ich etwas davon zur Hand gehabt hätte, ich weiss nicht ob ich hätte widerstehen können.
Da kann es ganz leicht passieren, das man sich danach betäuben möchte, um nichts mehr von dem zu spüren,
was da alles hochgekommen ist.
Und was läge da näher, als sich mit Alk oder Nikotin oder auch beidem "abzuschiessen"?
Darum rate ich persönlich immer dazu, sich erstmal eine STABILE TROCKENHEIT aufzubauen, ehe man diese anderen Sachen angeht.
Denn was nützt Dir eine Aufarbeitung, wenn Du dabei nicht trocken bleiben kannst?
Ich kann verstehen, das man Erlebtes aufarbeiten möchte, aber ich halte eine so frische Abstinenz für noch zu wackelig, um sich mit so schwierigen Themen zu beschäftigen.
Das Ergebnis hast Du hautnah zu spüren bekommen, gut das Du trotzdem trocken bleiben konntest.
Vielleicht solltest Du jetzt die Sache aber noch etwas ruhen lassen?
Wenn es irgendwie möglich ist, ich weiß es nicht, ob Dir das möglich ist?
Es ist ja nichts, was wegläuft... um es mal etwas ungeschickt auszudrücken.
Ich habe STABILE TROCKENHEIT nicht umsonst so groß geschrieben

Denn ich denke, das ist momentan das Thema bei Dir, was im Vordergrund stehen sollte.
Eine stabile Trockenheit baut sich weder in Tagen, Wochen noch Monaten auf (meine Meinung).
Gebe Dir mal lieber ein Jahr oder auch 2 Jahre dafür. Oder auch noch länger.
Ich persönlich habe mich so ca. ab 4 Jahren Trockenheit wirklich stabil gefühlt.
Bei einigen mag das sicher schneller gehen, andere brauchen vielleicht auch noch länger.
Ich hatte damals keine SHG, darum war ich vielleicht auch ein "Spätentwickler"

Ich möchte Dir also aten, Dir erst einmal eine stabile Trockenheit aufzubauen, danach kommt alles andere.
Denn das ist es, worauf Du später bauen kannst (und teilweise auch musst).
Das bringt mich auch gleich zum nächsten Thema: Ein Skiurlaub.
(Und ich fühle mich gerade wieder wie ein Spielverderber, aufgrunddessen, was gleich von mir folgen wird.
Früher gab es hier allerdings viel mehr Leute, die da Klartext schrieben und ich bin nach wie vor der Meinung, das niemald trocken gesteichelt wird.
Leider sind diese Leute nicht mehr da und bei anderen habe ich mitunter das Gefühl,
das sie hier bei niemanden in Ungnade fallen möchten.
Mir ist das allerdings ziemlich egal, ich bin nicht hier, um allen zu gefallen, das brauch ich nicht.
Und zwei bis drei andere Schreiber gibt es ja doch noch, die auch mal klare Worte finden

Also: Ich bin keine Skiläuferin, kann also nur von den Berichten anderer ausgehen, die selbst Ski laufen, ich kenne da so einige.
Da habe ich sehr oft von Skihütten gehört, wo man anhält, um "Jagatee" zu trinken (ich weiß nicht genau, was das ist, aber ich glaube, da ist sehr viel Alk drin, Ja? )
Oder um andere alkoholische Getränke zu sich zu nehmen. Und dann mitunter sogar recht angeschossen die Pisten runter zu fahren.
Die meissten langjährig Trockenen (hier und auch in realen Gruppen) warnen vor solchen Urlauben.
Ich persönlich würde sogar ganz abraten von einem Skiurlaub bei Deiner noch so frischen Abstinenz.
Sowas läuft ja auch nicht weg, und im nächsten bzw. übernächsten Jahr sieht es vielleicht auch schon anders aus.
Warum rate ich ab:
Erstmal hast Du wahrscheinlich früher in Skiurlauben Alk konsumiert, richtig?
Diese Erinnerungen können (und werden wahrscheinlich auch) rasch hochkommen... dann siehst Du die anderen was trinken, sich amüsieren,
und Du stehst da und denkst, warum die und ich nicht?
Was meinst Du wohl, wie schnell Du n Glühwein oder was auch immer in der Hand hast, allein wegen der übermächtig werdenen Verzichtsgedanken?

Ich rate Dir deshalb davon ab. Mache es Dir bitte nicht schwerer, als es ist.
Wie Martin hier oft schreibt: Man kann dem Alkohol nicht überall ausweichen, aber man muss ihm nicht auch noch entgegen gehen.
So einen Skiurlaub würde ich momentan als Entgegengehen einstufen.
Ich erzähle mal von mir... auch damit Du vielleicht verstehst, warum ich so eine Schwarz-Weiß-Denkerin bin ich Sachen Trockenheit.
Ich habe mich beinahe totgesoffen und landete im letzten Moment auf der Intensivstation.
Falls Du jetzt denkst, ach herrjeh, die muss ja ne Pennerin gewesen sein, irrst Du Dich.
Ich ging bis zuletzt meinem Beruf nach, hatte eine liebe Tochter und Partner (meinen heutigen Ehemann), Haus mit Garten, Auto etc.pp.
und trotzdem habe ich mich beinahe totgesoffen.
Auf der Intensiv wurde mir geholfen und ich hätte die Entgiftung beinahe nicht überlebt, war sogar einmal klinisch tot.
Ein Rückfall nach dieser Entgiftung wäre für mich das absolute Aus gewesen, ich wäre wohl dran gestorben.
Ich brauchte viele Monate der Rehabilitation, bis ich wieder einigermaßen fit war. Und ich habe leider auch eine Folgeerkrankung.
Vielleicht verstehst Du jetzt, wie viel mir meine Trockenheit bedeutete und auch jetzt noch bedeutet?
Ohne sie wäre ich gestorben.
In den Urlaub sind wir in dem Jahr meiner Entgiftung nicht gefahren.
Ich kam Anfang Mai auf die Intensiv und erst im Juni wieder raus.
Da war es ja schon kurz vorm Urlaub und ich war ja auch noch gar nicht fit genug für einen Urlaub. Also blieben wir in diesem Jahr zuhause.
Im Folgejahr überlegten wir gut, wo wir hinfahren können, ohne das ich in irgendeine Gefahr geraten würde.
(Mein Mann stand mir immer zur Seite, auch beim Trockenwerden).
Wir entschieden uns für einen Campingurlaub, aber auf einen Platz, auf dem wir noch nie waren.
Denn auch da gab es bereits Sauferinnerungen bei mir. Also mieden wir Plätze, wo ich gesoffen hatte.
Das war eine gute Entscheidung udn wir verlebten einen herrlichen Urlaub in den Dolomiten auf einem tollen Campingplatz.
Wie waren später noch oft dort und ich bin dort auch nie in Gefahr geraten.
Und Erinnerungen, die triggern könnten, kamen gar nicht erst auf.
Joro, das ist die WICHTIGSTE ERKENNIS überhaupt!so langsam begreife ich schon, dass ich nicht einfach im bisherigen Fahrwasser bleiben kann einfach ohne zu trinken. Auch wenn ich mir momentan überhaupt nicht vorstellen kann wie, so muss ich wohl mein Leben komplett neu gestalten. Vielleicht ist es am besten, wenn ich das einfach mal loslasse, auf mich zukommen lasse und einmal schaue was sich von selbst ergibt.
Und ich denke, da hat es bei Dir auch klick gemacht

Es ist die eine Sache, das hier zu lesen...und zu denken, ja... hmmm...vielleicht haben die ja recht...
Es ist aber nochmal ne andere Sache, wenn da tatsächlich der Groschen bei einem selbst fällt.

Also: Glückwunsch zu dieser Erkenntnis, von "Silberkralle" würdest Du dafür sicher nen ganzen Korb voller Erkenntnis-Äpfel bekommen

Etwas loszulassen kann ja auch befreiend sein... auch wenn es erst noch Angst oder zumindest Unbehagen bereitet.
Das alte Leben loszulassen, wird nötig sein, denke ich. Das heißt aber nicht, das das neue schlechter wäre.
Außerdem, was kann schon schlimmer sein als das alte Säuferelend?
Mein Leben ist wieder wunderschön geworden... bunt, und lustig und ich bin sehr zufrieden damit, oft auch wirklich glücklich.
Ich bin wieder frei... und genieße das auch noch genau so wie am Anfang meiner Trockenheit.
Also nur Mut zu Veränderungen und zum Loslassen des Alten. Du bekommst dafür was Neues.
Und das ist ganz sicher besser als das alte. Denn ALLES ist besser als wieder saufen zu müssen !
LG Sunshine