Beitrag
von Karsten » 30.08.2019, 11:41
Hallo Twizzler,
wenn jemand viel Alkohol trinkt, sucht er oder sie ja eine Lösung.
Die Einsicht, mit Alkohol nicht umgehen zu können, weil man alkoholkrank ist, ist nicht immer vorhanden.
So versucht man erst andere Dinge, wie man ja auch vom rauchen her kennt. Weniger trinken oder nur zu gewissen Anlässen und ähnliche Dinge.
Wenn man aber alkoholkrank ist, werden diese Versuche dazu führen, noch mehr Lebensjahre zu verschwenden, seine Gesundheit noch mehr gefährden oder sogar daran sterben.
Das Hinterhältige daran ist auch noch, dass man es vielleicht sogar schafft, ein paar Tage oder Wochen weniger zu trinken oder auch ein, zwei Tage gar nichts zu trinken, weil man es mit den Willen steuern möchte.
Diese zwei Tage, wo es aber vieleicht mit der Faust in der Tasche klappt, wird dann als Ausrede genommen: "na ja, wenn ich wirklich will, schaffe ich es ja"
Ein Kreislauf beginnt, was viele Jahre kostet, die man eigentlich schon trocken und zufrieden leben könnte.
Ich bis bzw. war in meinen Gedanken auch immer schnell dabei, wenn es um die Konsequenzen eines Rückfalls geht. So nach dem Motto: keine oder nur wenige Konsequenzen oder Lebenseinschränkungen, wenn man einen Rückfall hat, führt dazu, die Risikominimierung nicht so ernst zu nehmen.
Heute denke ich da etwas anders. Diese Betroffenen tun mir eher leid, weil sie och einen langen und schlimmen Weg vor sich haben.
Ich war ja früher ähnlich unterwegs. Habe ja auch versucht, kontrolliert zu trinken, weniger zu trinken, mal ein paar Tage oder sogar Monate keinen Alkohol zu trinken.
Das hat mir doch bewiesen, dass ich es hinbekomme.
Nur waren die Rückfälle von mal zu mal schlimmer und ich stürzte gesundheitlich und gesellschaftlich immer mehr ab, bis ich auf der Straße landete.
Heute weiss ich, dass ich mir diese Jahre hätte ersparen können, aber ich weiss auch, dass ich diese Jahre brauchte, weil sie meine dann 1999 gewonnene Einsicht stärkte, was auch heute noch so ist.
Ich weiss, wo ich lande, wenn ich wieder saufe.
Daher kann ich nur an jeden appelieren, sich frühzeitig auf den Weg zu machen, denn saufen bedeutet, es geht immer weiter bergab und man verschwendet viele Jahre seines Lebens.
Ich weiss aber auch, dass dieser Appel an vielen Betroffenen vorbei geht, weil es fast noch schwerer ist, aus Erfahrungen anderer Menschen lernen zu können, als die Einsicht in die eigenen Alkoholabhängigkeit zu gewinnen.
Die Einsicht kann man sich nämlich mit Worten selbst sagen, aber aus den Efahrungen anderer trockener Alkoholiker zu lernen, bedeutet oft einschneidene Lebensveränderungen und aktives Handeln.
Lippenbekentnisse ( ich bin alkoholkrank und möchte Hilfe und aufhören ) habe ich hundert oder tausend mal abgegeben, aber gehandelt habe ich ich nie. Erst vor 20 Jahren als es keine Lügen mehr gab, war ich bereit mein Leben zu ändern.