Hallo Lovis
na, das finde ich toll, dass du in einem halben Tag so viel mehr herausgefunden hast als ich in über einem halben Jahr

Ja, es stimmt, die Dami Charf ist keine großartige Referenz, ich hab das Video nur verlinkt, weil sie darin Entwicklungstrauma ganz gut beschreibt und du noch nichts davon gehört hattest. Das ist ja auch keine wissenschaftliche Arbeit, sondern ein Info-Video.
Soweit es mir inzwischen bekannt ist, ist die Polyvagal-Theorie ziemlich unumstritten. Auf dieser fußen alle diese Therapierichtungen. Ich habe das Buch von Heller (ganz!) gelesen und darin werden Therapiesitzungen beschrieben, wo ganz genau die Arbeitsweise mitverfolgt werden kann, die weit über konkret beschreibbare Techniken hinausgeht und unglaublich fein ist. Dami Charf bietet immer wieder kostenlose Schnupperkurse an, in denen man konkrete Techniken lernt. Klar, die Frau lebt von ihrer Arbeit, die gibt nicht alles kostenlos im Netzt preis. Man kann darüber denken wie man will, ich würde vermutlich nicht zu ihr gehen, aber sie hat viele informative Videos, die sich mit allem decken, was es sonst zu dem Thema gibt. Dass sie "nur" HP ist, ist für mich kein Argument. Ich war schon bei so vielen miesen Ärzten und einem noch mieseren Psychiater, ein Universitätsstudium per se sagt für mich noch ganz wenig aus. Deshalb habe ich eine Zusatzversicherung, was bei uns in Ö die Kasse bezahlt, hat mir bisher eher geschadet als genutzt.
Ich habe beide Bücher von Levine als Hörbuch gehört und mache gerade die 12 Übungen (Techniken!), die er darin genauestens beschreibt. Ich empfinde sie als außerordentlich hilfreich und sie haben schon einiges bei mir bewegt.
Ich hatte 2 SE-Sitzungen, besonders die erste hat mir einige wirklich glückliche Tage beschert, die zweite war nicht ganz so spektakulär, aber auch sehr stabilisierend. Ich sehe mit großer Freude auf die nächste Sitzung entgegen, zumal in inzwischen durch meine Lektüre viel genauer weiß, worum es genau geht.
Ich mache immer wieder TRE, das sind Übungen mit neurogenem Zittern, das dazu da ist, das autonome NS zu entladen. Tut mir jedes Mal außerordentlich gut.
Ich habe eine Freundin, die seit ewigen Zeiten (Lehr-)Psychotherapeutin ist und mir bestätigt hat, dass die neuen Traumatherapien state of the art sind und sich in den nächsten Jahren rasant verbreiten werden.
Für mich reicht es zu wissen dass sich diese Therapien auf die neuesten Erkenntnisse der Hirnforschung stützen und meine Beschäftigung damit hat mir ein Aha-Erlebnis nach dem anderen beschert, es ist wie ein Puzzle Teil nach dem anderen auf seinen Platz gefallen. Ich habe übrigens selbst eine Psychotherapie-Ausbildung (eine nicht anerkannte, die trotzdem fantastisch war) und habe mich 10 Jahre lang mit Selbsterforschung beschäftigt. Deshalb konnte ich nicht verstehen, dass ich nach all dem in diese Co-Abhängigkeit verfallen bin. Die Traumatheorie macht für mich alles klar: keine Psychotherapie hat die Regulation des autonomen NS zum Inhalt, deshalb werden die Auswirkungen höchstens an der Peripherie behandelt.
Übrigens: Was Wissenschaftlichkeit anlangt: da bin ich wiederum mehr als skeptisch. Ich bin lange genug im alternativen Gesundheitswesen unterwegs um zu wissen, dass vieles, was wirksam ist, nie wissenschaftlich untersucht wurde und umgekehrt, dass viele wissenschaftliche Untersuchungen völlig in die Irre gegangen sind. Wusstest du z.B., dass der "Erfinder" der Lobotomie einen Nobelpreis für diesen Wahnsinn bekommen hat? Eine Approbation sagt auch noch nichts über die Qualität eines Psychotherapeuten aus.
Ich finde es schade, dass du nach einem halben Tag Recherche ein Thema abhandelst, von dem du bisher noch gar nichts gewusst hast. Ich kann mir schwer vorstellen, dass du da über einige Klappentexte hinausgekommen bist. Ich habe so ausführlich geschrieben, weil ich das nicht so stehen lassen wollte. Ich finde es einfach nicht fair.
Liebe Grüße
Anna