



Erfahrung mit Angehörigen auf dem trockenen Weg
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Erfahrung mit Angehörigen auf dem trockenen Weg
Uns allen wünsche ich ein glückliches Jahr, so wenig wie mögliche Hürden und Stolpersteine, Glück pur möge überwiegen.
Welche Erfahrungen habt ihr im Umgang mit Angehörigen auf dem trockenen Weg. Sie haben die unterschiedlichsten Erlebnisse in der nassen Zeit erfahren. Ich denke ein Alkoholiker der auf dem trockenen Weg ist benötigt ein förderliches soziales Umfeld. Hattet ihr es, oder habt ihr Ablehnung erfahren? Wie seid ihr damit umgegangen? Was hättet ihr euch gewünscht? Was habt ihr erfahren?
Vielen Dank für eure Antworten.
Einen lieben Gruß,
la vie
Welche Erfahrungen habt ihr im Umgang mit Angehörigen auf dem trockenen Weg. Sie haben die unterschiedlichsten Erlebnisse in der nassen Zeit erfahren. Ich denke ein Alkoholiker der auf dem trockenen Weg ist benötigt ein förderliches soziales Umfeld. Hattet ihr es, oder habt ihr Ablehnung erfahren? Wie seid ihr damit umgegangen? Was hättet ihr euch gewünscht? Was habt ihr erfahren?
Vielen Dank für eure Antworten.
Einen lieben Gruß,
la vie
Re: Erfahrung mit Angehörigen auf dem trockenen Weg
Hallo vie,
ich hatte zu Beginn recht gute Unterstützung durch meine Frau. Sie hat dem Frieden zwar einige Zeit nicht so recht getraut, aber sie stand sehr zu mir. Mein Vater hat zaghafte Versuche unternommen, mich auf den "normalen" Weg wieder zurückzubringen. Aber als er nach einigen Monaten festgestellt hatte, dass ich dranbleibe, hat er mir immer wieder gesagt, wie gut er meinen Schritt finden würde. Mein Bruder war immer spöttisch wegen meines neuen trockenen Lebens. Auch in neuerer Zeit kann er sich sprachliche Spitzen nicht verkneifen. Da wir uns eh nicht oft sehen, ist dies leicht auszuhalten. Im Arbeitsleben gibt es mittlerweile einige Nichttrinker. Alkohol stehenzulassen ist dort mittlerweile ganz normal. Eine schöne Entwicklung. Obwohl ich jetzt schon recht lange trocken bin, glaube ich, dass ich sofort wieder trinken könnte. Dieser Gefahr bin ich mir bewusst. Irgendeinen Wunsch wieder zu trinken verspüre ich nicht. Das gefällt mir.
Viele Grüße
Correns
ich hatte zu Beginn recht gute Unterstützung durch meine Frau. Sie hat dem Frieden zwar einige Zeit nicht so recht getraut, aber sie stand sehr zu mir. Mein Vater hat zaghafte Versuche unternommen, mich auf den "normalen" Weg wieder zurückzubringen. Aber als er nach einigen Monaten festgestellt hatte, dass ich dranbleibe, hat er mir immer wieder gesagt, wie gut er meinen Schritt finden würde. Mein Bruder war immer spöttisch wegen meines neuen trockenen Lebens. Auch in neuerer Zeit kann er sich sprachliche Spitzen nicht verkneifen. Da wir uns eh nicht oft sehen, ist dies leicht auszuhalten. Im Arbeitsleben gibt es mittlerweile einige Nichttrinker. Alkohol stehenzulassen ist dort mittlerweile ganz normal. Eine schöne Entwicklung. Obwohl ich jetzt schon recht lange trocken bin, glaube ich, dass ich sofort wieder trinken könnte. Dieser Gefahr bin ich mir bewusst. Irgendeinen Wunsch wieder zu trinken verspüre ich nicht. Das gefällt mir.
Viele Grüße
Correns
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Re: Erfahrung mit Angehörigen auf dem trockenen Weg
Moin la vie,
als ich trocken würde, war ich allein. Mein Mann gestorben, die Kinder aus beruflichen Gründen weit weg.
Mein soziales Umfeld hat sehr positiv reagiert, hat mich unterstützt, war stolz auf mich. Ich war, als bei mir der Knoten geplatzt war, sehr von mir und meiner Trockenheit überzeugt. Das habe ich wohl auch ausgestrahlt. Dumme Bemerkungen habe ich, in nun über 11 Jahren, nie zu hören bekommen.
LG PB
als ich trocken würde, war ich allein. Mein Mann gestorben, die Kinder aus beruflichen Gründen weit weg.
Mein soziales Umfeld hat sehr positiv reagiert, hat mich unterstützt, war stolz auf mich. Ich war, als bei mir der Knoten geplatzt war, sehr von mir und meiner Trockenheit überzeugt. Das habe ich wohl auch ausgestrahlt. Dumme Bemerkungen habe ich, in nun über 11 Jahren, nie zu hören bekommen.
LG PB
Re: Erfahrung mit Angehörigen auf dem trockenen Weg
Hi!
Mein Mann verzichtet meinetwegen auf Alkohol, wir haben nie welchen zu Hause. Viele meiner Freunde tranken und trinken ohnehin nicht. Wenn ich mich erinnere fand das nur eine einzige Person komisch, dass ich gar nichts mehr trinke. Für mich ist es v.a. wichtig, dass ich ein trockenes Zuhause habe, ich glaub das ist ganz wichtig. Ansonsten ging ich Alkohol anfangs aus dem Weg. Und nach einer Zeit wollte ich auch gar nicht mehr dahin, wo viel getrunken wird. Ich gehe lieber ins Kino oder trinke Zuhause einen Tee, anstatt mich in eine Kneipe zu setzen.
Viele Grüße
Calida
Mein Mann verzichtet meinetwegen auf Alkohol, wir haben nie welchen zu Hause. Viele meiner Freunde tranken und trinken ohnehin nicht. Wenn ich mich erinnere fand das nur eine einzige Person komisch, dass ich gar nichts mehr trinke. Für mich ist es v.a. wichtig, dass ich ein trockenes Zuhause habe, ich glaub das ist ganz wichtig. Ansonsten ging ich Alkohol anfangs aus dem Weg. Und nach einer Zeit wollte ich auch gar nicht mehr dahin, wo viel getrunken wird. Ich gehe lieber ins Kino oder trinke Zuhause einen Tee, anstatt mich in eine Kneipe zu setzen.
Viele Grüße
Calida
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Re: Erfahrung mit Angehörigen auf dem trockenen Weg
Zu Deinen Fragen, la vie:
Auf Ablehnung bin ich in keiner Situation gestoßen, nur als ich noch gesoffen habe.
Danach nicht mehr. Ganz im Gegenteil, alle haben sich mit mir über jede trockene Woche, über jeden
trockenen Monat gefreut.
Und nach einer gewissen Zeit konnte ich auch durch mein eigenes Verhalten ihr Vertrauen zurück gewinnen.
Heute ist meine Krankheit allerdings kein Thema mehr im Familien-oder Freundeskreis.
Es sind längst andere Dinge in dne Vordergrund gerückt.
Wenn es so gewesen wäre, hätte ich mich von der betreffenden Person distanziert, bzw. wahrscheinlich ganz den Kontakt abgebrochen.
Solchen Menschen brauche ich nicht im meinem Leben, wozu auch?
Ich hatte Unterstützung von meiner Familie, von meinen Freunden, von ärztlicher Seite aus und auch von beruflicher Seite her in Form einer betriebsinteren Suchtberatung.
Was ich mir damals gewünscth habe, weiß ich aber trotzdem noch
Ich habe mir gewünscht, das mir meine engsten Angehörigen wieder vertrauen und mich nicht insgeheim etwas argwöhnisch betrachten.
Mein Mann hat das nie gemacht, aber die anderen vielleicht schon ein bisschen, aber nicht so, das ich das richtig doll gemerkt hätte, so wars nicht.
Ich kann aber auch den damaligen Argwohn sehr gut nachvollziehen, darum bin ich natürlich niemanden böse darum.
Es lag dann ja auch letztendlich bei mir, das Vertrauen wieder herzustellen.
Außerdem war mein Wunsch, das ich bestimmte Wege allein gehen möchte, ich wollte also weder eine Begleitung zu einer Suchtberatung noch bei Arztbesuchen etc.
Ich wollte mich diesen Dingen allein stellen und niemand anderen da mit reinziehen.
Denn ich hatte ja schon viel Unterstützung bekommen.
Außerdem wollte ich wieder die volle Verantwortung für mein Leben übernehmen, das war mir ganz wichtig.
Bestimmte Erledigungen und Verantwortungen hatte ich nämlich, wie so viele, auf meinen Partner abgewälzt.
Und das wollte ich wieder für mich in den Griff bekommen, und so habe ich das nach und nach auch getan.
Mein Mann war zum Glück nie ein CO, hatte also absolut kein Problem, mich da machen zu lassen.
Er unterstützte mich sehr dabei, wieder ein autarkes Leben führen zu können, und zwar so, wie ich das wollte.
LG Sunshine
Ja, ich hatte ein förderliches soziales Umfeld, bzw. habe ich es mir auch geschaffen.Ich denke ein Alkoholiker der auf dem trockenen Weg ist benötigt ein förderliches soziales Umfeld.
Hattet ihr es, oder habt ihr Ablehnung erfahren?
Auf Ablehnung bin ich in keiner Situation gestoßen, nur als ich noch gesoffen habe.
Danach nicht mehr. Ganz im Gegenteil, alle haben sich mit mir über jede trockene Woche, über jeden
trockenen Monat gefreut.
Und nach einer gewissen Zeit konnte ich auch durch mein eigenes Verhalten ihr Vertrauen zurück gewinnen.
Heute ist meine Krankheit allerdings kein Thema mehr im Familien-oder Freundeskreis.
Es sind längst andere Dinge in dne Vordergrund gerückt.
Mit Ablehnung? Habe ich ja nie erlebt in meinem trockenen Leben.Wie seid ihr damit umgegangen?
Wenn es so gewesen wäre, hätte ich mich von der betreffenden Person distanziert, bzw. wahrscheinlich ganz den Kontakt abgebrochen.
Solchen Menschen brauche ich nicht im meinem Leben, wozu auch?
Es wäre geradezu unverschämt, in meinem Fall noch davon zu reden, was ich mir noch gewünscht hätte.Was hättet ihr euch gewünscht? Was habt ihr erfahren?

Ich hatte Unterstützung von meiner Familie, von meinen Freunden, von ärztlicher Seite aus und auch von beruflicher Seite her in Form einer betriebsinteren Suchtberatung.
Was ich mir damals gewünscth habe, weiß ich aber trotzdem noch


Ich habe mir gewünscht, das mir meine engsten Angehörigen wieder vertrauen und mich nicht insgeheim etwas argwöhnisch betrachten.
Mein Mann hat das nie gemacht, aber die anderen vielleicht schon ein bisschen, aber nicht so, das ich das richtig doll gemerkt hätte, so wars nicht.
Ich kann aber auch den damaligen Argwohn sehr gut nachvollziehen, darum bin ich natürlich niemanden böse darum.
Es lag dann ja auch letztendlich bei mir, das Vertrauen wieder herzustellen.
Außerdem war mein Wunsch, das ich bestimmte Wege allein gehen möchte, ich wollte also weder eine Begleitung zu einer Suchtberatung noch bei Arztbesuchen etc.
Ich wollte mich diesen Dingen allein stellen und niemand anderen da mit reinziehen.
Denn ich hatte ja schon viel Unterstützung bekommen.
Außerdem wollte ich wieder die volle Verantwortung für mein Leben übernehmen, das war mir ganz wichtig.
Bestimmte Erledigungen und Verantwortungen hatte ich nämlich, wie so viele, auf meinen Partner abgewälzt.
Und das wollte ich wieder für mich in den Griff bekommen, und so habe ich das nach und nach auch getan.
Mein Mann war zum Glück nie ein CO, hatte also absolut kein Problem, mich da machen zu lassen.
Er unterstützte mich sehr dabei, wieder ein autarkes Leben führen zu können, und zwar so, wie ich das wollte.
LG Sunshine
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Re: Erfahrung mit Angehörigen auf dem trockenen Weg
Hallo Correnz, Pellebär, Calida und Sunshine. Meinen Dank an euch, für eure beeindruckenden Schilderungen. Ich bin ganz besonders, wie ihr euren Weg mit vertrauten Menschen bzw. zum größten Teil wohl mit euch allein gegangen seid. Ebenso eure Angehörigen, die sich und euch in der Sucht erlebt haben
Ihr lest euch derzeit so sehr angenehm klar und reflektiert.
Gab es auch euch sehr nahestehende Menschen, die euch kein Vertrauen mehr entgegenbringen konnten. Wie sehr hat es euren trockenen Weg beeinflusst?
Was hat euch geholfen, dass zu akzeptieren und trotzdem auf eurem trockenen Weg zu bleiben.
Einen lieben Gruß,
la vie
Ihr lest euch derzeit so sehr angenehm klar und reflektiert.
Gab es auch euch sehr nahestehende Menschen, die euch kein Vertrauen mehr entgegenbringen konnten. Wie sehr hat es euren trockenen Weg beeinflusst?
Was hat euch geholfen, dass zu akzeptieren und trotzdem auf eurem trockenen Weg zu bleiben.
Einen lieben Gruß,
la vie
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Re: Erfahrung mit Angehörigen auf dem trockenen Weg
Oha ... diese Schreiberei. Nicht ich bin ganz besonders, sondern ich bin ganz besonders beeindruckt, wie ihr euren Weg... verzeiht den Fauxpas.
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Re: Erfahrung mit Angehörigen auf dem trockenen Weg
schade, dass ich nicht reden kann. Das Schreiben fällt mir so sehr schwer.